Stellen Sie sich einmal folgendes, wenn auch etwas absurdes Szenario vor: Alle Menschen weltweit erklären sich dazu bereit, nicht fußläufig erreichbare Ziele ab sofort ausschließlich mit dem Fahrrad anzusteuern. Würde dies tatsächlich umgesetzt, wäre damit ein großes Problem, welches der Umwelt massiv schadet, nicht länger existent – nämlich das der CO2-Emmissionen durch Automobilabgase. Was aber, wenn es keine bzw. zu wenige Fahrräder gibt und die Menschen dazu „gezwungen“ sind, auf Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselantrieb zurückzugreifen? Dann ist der gute Wille leider vollkommen effektlos. Ein ähnliches – wenn auch deutlich weniger pointiertes – Dilemma könnte sich in den nächsten 20 Jahren tatsächlich zutragen, und zwar bezüglich der Nutzung nachhaltiger Energiequellen, speziell Biomethangas.
Ein verstärkter Einsatz von nachhaltigem Biomethangas ist eine wichtige Stellschraube zum Erreichen der Klimaziele
Die Nachfrage nach umweltfreundlichem Biomethangas zur Wärme- und Energieerzeugung wächst. Zu diesem Ergebnis kam bereits im Sommer dieses Jahres das Branchenbarometer der Deutschen Energie-Agentur (dena). Eine erfreuliche Prognose, nicht zuletzt, da dem Weltklimarat zufolge Methan eines der größten Klimaprobleme darstellt – und Biogasanlagen den Methanausstoß durch die Nutzung von landwirtschaftlichen Reststoffen (die bei offener Lagerung eine große Menge an CH4, der chemischen Summenformel für Methan, emittiert) zur Produktion von nachhaltigem Biogas deutlich verringern können. Das statistische Bundesamt bestätigt, dass ein großflächiger Einsatz von Biogasanlagen dazu führen kann, Methanausstöße aus der Landwirtschaft signifikant zu reduzieren. Aus diesen Gründen erweckt die Tatsache, dass in den kommenden Jahren von einer verstärkten Nachfrage nach Biogas auszugehen ist, an sich Zuversicht. Wirklich zum Zwecke des Klimaschutzes kann dies aber nur dann wirksam sein, wenn entsprechend des Bedarfs auch real Biomethan anstelle von Energieträgern auf Basis fossiler Rohstoffe eingesetzt wird. Und das wiederum geht nur, wenn der Nachfrage ein ausreichendes Angebot entgegensteht. Dies allerdings ist nach jetzigem Stand noch nicht der Fall.
COP26: Angebot < Nachfrage
Auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow (COP26) wurden Studien vorgestellt, nach denen die Nachfrage beim Biomethangas in Kontinentaleuropa das Angebot (und vergangene Prognosen) in den kommenden 20 Jahren vermutlich deutlich übersteigen wird – in konkreten Zahlen sind das 140 Terrawattstunden (TWh) Bedarf, aber nur 110 TWh Angebot.
Europa ist noch nicht ausreichend auf die wachsende Nachfrage vorbereitet
Guidehouse, ein weltweit agierendes Beratungsunternehmen, hat in einer Untersuchung erhoben, welche Menge an Biomethan mittels aktuell vorhandener Erzeugungsquellen bis zum Jahr 2040 produziert werden kann. Auf einer COP26-Randveranstaltung hat Guidehouse das Ergebnis vorgestellt: Prognostiziert wird ein Angebot von 110 TWh Biomethan. Dem gegenüber stünde allerdings eine Nachfrage in Höhe von 140 TWh Biomethangas, welche die Internationale Energieagentur (IEA) angesichts des wachsenden Sektors voraussagt.
Dabei nimmt Deutschland in Sachen Biomethanproduktion in Europa eine Vorreiterrolle ein und ist derzeit mit 11 TWh der größte Produzent, gefolgt von Dänemark mit 4 TWh und Frankreich mit 2 TWh.
Die Nachfrage ist da – jetzt heißt es, dieser gerecht zu werden
Die Schlüsse, die man aus der Guidehouse-Vorhersage ziehen kann, sind klar: Auf dem Energiemarkt muss im Bereich Biogas mehr getan und die Produktion deutlich angekurbelt werden, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden und den Bedarf decken zu können. Die Daten geben für Industrie, Wirtschaft, aber auch für die Politik reizvolle Impulse, vermehrt in den (Aus-)Bau von Biogasanlagen zu investieren. Auch IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol lässt verlauten, dass die weltweiten Investitionen in saubere Energieprojekte sich innerhalb von zehn Jahren mindestens verdreifachen müssen, um den Planeten bis 2050 annähernd CO2-neutral zu machen. Ein Großteil davon muss in den Entwicklungs- und Schwellenländern umgesetzt werden, doch wie die Guidehouse-Zahlen zeigen, besteht auch in Europa noch Nachholbedarf. Zumindest ist aus Sicht der GRÜNGOLD AG eines klar: Die errechnete Nachfrage dürfte einen attraktiven Anreiz setzen, um die erforderlichen Investitionen und Maßnahmen auch tatsächlich zu tätigen.
Die Zahlen aus diesem Blogbeitrag stammen aus folgender Quelle: https://www.argusmedia.com/en/news/2271000-european-biomethane-demand-to-exceed-forecasts